Sonntag, 14. Dezember 2014

Das war der erste demonstrative Stadtrundgang!

Ungefähr 130 Personen nahmen am Samstagnachmittag an einem demonstrativen Stadtrundgang des Netzwerkes „Recht auf Stadt“ teil. Unter dem Motto „Wem gehört die Stadt?“ führte der Rundgang vom Bahnhofsvorplatz zum Lucie-Flechtmann-Platz in der Neustadt. Die Veranstaltung sollte auf Probleme der Stadtentwicklung aufmerksam machen, wie steigenden Mieten, Obdachlosigkeit oder fehlende Mitspracherechte bei Bauvorhaben. Aus Sicht der Veranstalter liegt der Grund dafür in einer Stadtpolitik, die wirtschaftliche Interessen vor die Bedürfnisse ihrer Bewohner stelle. Das Netzwerk „Recht auf Stadt“ ist ein Zusammenschluss unterschiedlicher Initiativen und Gruppen, die sich kritisch mit der gegenwärtigen Stadtentwicklung auseinandersetzen.

Ca. 150 DemonstrantInnen in der Obernstraße


In kurzen Redebeiträgen kritisierten RednerInnen von unterschiedlichen Initiativen verschiedene Aspekte der Stadtentwicklung. Ein Eingangsstatement der Interventionistischen Linken am Tivoli-Hochhaus wies auf die politische Verantwortung an der Stadtentwicklung hin: „...wenn es die Priorität der Stadtpolitik ist, erst mal die Interessen von Investoren am Bau von Luxuswohnungen zu befriedigen, ist es klar, dass sowohl für öffentliche Plätze als auch für bezahlbaren Wohnraum weniger Platz da ist.“ 


In einem weiteren Beitrag zur Bebauung des Bahnhofsplatzes meinte Christoph Spehr: „Die Stadt setzte den Verkauf 2011 gegen massiven Protest durch und erhofft sich davon eine Aufwertung der Bahnhofsvorstadt – mit höheren Mieten, höheren Bodenpreisen und gehobenem Klientel.“ 

Christoph Spehr von DIE LINKE am Bahnhofsvorplatz über das "Investorengrundstück"

Bei einer Zwischenstation vor dem Bremer Bausenat kritisierte eine Sprecherin der Bürgerinitiative Waller Mitte die mangelnde Bürgerbeteiligung bei Bauprojekten in Bremen: „Nach einem von allen Seiten im Beteili­gungsprozess akzeptierten Kompromiss mit 40 Wohneinheiten am Rand des Platzes ignorierte die Baubehörde die gemeinsame Lösung und legte trotz heftiger Proteste eine Planung mit mehr als doppelt so großer Baufläche vor.“ 

Bürgerbeteiligung geht anders! Die Initiative Waller Mitte berichtet vorm Siemens Hochhaus vom gescheiterten Beteiligungsprozess um den Dedesdorfer Platz.
In weiteren Beiträgen gingen die RednerInnen auf die Situation der ca. 700 Obdachlosen in Bremen ein. Die nur 250 Plätze in Notunterkünften sind immer belegt und reichen nicht aus. Es gab bereits den ersten Kältetoten diesen Winters 2014/15. Gleichzeitig gibt es viel Leerstand vor allem in Bürogebäuden - wie kann das sein?!

Das Aktionsbündnis Menschenrecht auf Wohnen berichtet über die Situation von 700 Obdachlosen. Hier: Herdentor, Eingang zu den Wallanlagen.




Auch für geflüchtete Menschen gibt es keine angemessenen Unterkünfte. Die traumatisierten Menschen werden in Sammelunterkünften zusammengepfercht. Die Bremer Flüchtlingsini fragt: Kann man die momentanen Bedingungen nur verbessern oder gibt es Alternativen im Umgang mit Geflüchteten, die sich nicht von (finanziellen) Sachzwängen begrenzt sind?




Bei einer Zwischenstation in der Häschenstraße kritisierte Felix Pithan von der Linkspartei die dortige Bebauung mit Luxuswohnungen: „Keine hundert Meter von der alten Weser entfernt baut die Weser Wohnbau GmbH 19 Eigentumswohnungen mit eleganten Wohnkomfort. Rein zufällig ist das eine Wohnung zu wenig, um unter die vorgeschriebene Quote von 25% Sozialwohnungen bei Neubauprojekten zu fallen.“ 


Häschenstraße: Wohnraum nur für die Einkommenstarken? Felix P. von DIE LINKE fordert kommunalen Wohnungsbau ... 


... statt 19 Großflächige Wohnungen zu bauen, um die Quote von 25% Sozialwohnungen zu umgehen, die ab dem Bau von 20 Wohnungen vorgeschrieben ist.

Der Rundgang ging am Lucie-Flechtmann-Platz zu Ende, wo die Initiative „Ab geht die Lucie!“ mit ihrem Gemeinschaftsgarten eine Alternative der Nutzung öffentlicher Flächen präsentierte. Der Platz wurde nach 10 Jahren von einer Brache in einem lebendigen Begegnungsort verwandelt - dank der Initiative von Anwohnerinnen.

Eine ganz andere Stadtentwicklung ist möglich!

Denn die Stadt gehört uns allen!


Um dies weiter einzufordern werden weitere Stadtrundgänge in anderen Stadtteilen folgen! Das nächste Planungstreffen hierfür findet am 13.01.15 um 19 Uhr im Jugendhaus Buchte statt. Ihr seid herzlich eingeladen, euch einzubringen!



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.